Viele Menschen leben in der Identifikation mit ihrem Verstand und mit ihren Gedanken, also mit den Annahmen, Konzepten, moralischen Bewertungen bzw. Abwertungen, die sie über sich selber und über ihre Umwelt entwickelt haben. Man könnte auch sagen: Unbewusst sind sie, solange sie von ihrer Quelle getrennt sind. So lange «vergessen» sie nämlich, wer sie tat- sächlich sind. Sie beschäftigen sich (unbewusst!) permanent mit Vergangenheit oder Zukunft und sind somit nicht achtsam für den gegenwärtigen Moment.
Abhängigkeit von aussen
In Gesprächen sind unbewusste Menschen zum Beispiel oft gedankenverloren, leben eher oberflächlich, haben keine richtige seelische Balance und benötigen immer wieder «Tankstellen» von aussen; sie sind von anderen Menschen, von deren Anerkennung und Zuneigung abhängig. Sie «definieren» ihre Existenz stark darüber, wie andere sie sehen, beurteilen, loben, kritisieren etc. Man könnte auch sagen: Solange sie unbewusst sind, haben sie immer Erwartungen bei allem, was sie geben. Dabei ist ihnen eben nicht bewusst, dass dieses Aussen nur ein Spiegelbild für das Innere ist, weil das, was es aussen gibt (Arbeit, Lob, Beförderung, Wohlstand, Status etc.), zuerst innen, also feinstofflich, mental usw. entstanden ist.
Der getriebene Mensch
Liebesbeziehungen dieser Menschen sind geprägt von Erwartungshaltungen oder Enttäuschungen. Sie sind gefangen in alten Beziehungs- oder Verhaltensmustern und können sich somit nicht weiterentwickeln. Oder kurz gesagt: Ein unbewusster Mensch ist in der Regel ein getriebener und im Aussen statt im Innen suchender Mensch.
Das reine Bewusstsein
Idealtypisch könnte man sagen: Bewusstheit ist ein tiefer Seinszustand, in dem alle Hinder-nisse, Blockaden und Ego-Konstruktionen weggeräumt sind oder zumindest keine grosse Rolle mehr spielen. Mystiker nennen dies auch «reines Bewusstsein» oder «Gewahr-sein». Sie leben im Augenblick, erfahren auf eine tiefe Weise, dass nur im Jetzt echtes Leben und Begegnung möglich sind. Sie bewegen sich in ihren Gedanken nicht permanent in Vergangen- heit oder Zukunft, sondern sind ganz präsent im Moment: Nur dieser zählt und ist wirklich!
Innen und aussen im Einklang
Bewusste Menschen suchen nicht mehr im Aussen, was sie in sich schon haben: Kraft zur Liebe, Sinn im Leben und Dankbarkeit für den eigenen Weg. Aussen und Innen sind nicht mehr getrennt. So nehmen sie andere Menschen in ihrem Sein wahr, ohne sie zu zensieren oder zu be- oder verurteilen. Sie reagieren auf Lieblosigkeit oder Verletzung nicht mit Angriff oder Konfrontation, sondern mit Liebe. Da sie ohne Erwartungen geben, können sie für alles, was ihnen gegeben wird, von Herzen dankbar sein. Sie erkennen, dass sie und die Welt eins sind. Dies führt zu einer grossen Liebe für ihre/n Liebespartner/in und für alle Wesen.